Die Familie Welden und Laupheim

Archivalie des Monats August 2024

Kaum eine Familie hatte einem so großen Einfluss auf Laupheim. Die uradlige österreichisch-schwäbische Ritterfamilie wurde im Jahr 1582 mit Laupheim belehnt und leitete fortan die Geschicke Laupheims bis zum Jahr 1840. Die Geschichte der urkundlich 1202 ertmals erwähnten Familie in Verbindung mit Laupheim ist Thema des Monats August 2024.


Das von der Familie Welden geführte Wappen: Ein Schild gepalten und vorne zweimal geteilt von Grün-Silber-Grün und Rot. Auf dem Spangenhelm zwei Hörner wie der Schild, mit je vier Pfauenfedern seitlich und in den Mundstücken besetzt


Im Jahre 1570 starb die zuvor mit Laupheim belehnte Familie Ellerbach aus und Laupheim stand nun ohne einem Ortsherren da. Laupheim ging im Jahr 1582 nun als Lehn an die Habsburger über welche dieses im selben Jahr an die Welden übergaben.


Laupheim im Jahr 1630 nach der Übernahme durch die Welden


Als Carl II. mit Laupheim belehnt wurde, führte er 1596 das heute noch verwendete Wappen (siehe dazu Beschreibung der Wappenurkunde) ein und übergab im Jahre 1622 mit den „Laupheimischen Statuten“ das erste Gesetzbuch an die Ortschaft.


Das Laupheimer Stadtwappen auf der Wappenurkunde aus dem Jahre 1596.

Die Laupheimischen Statuten von 1622. Laupheims erstes Gesetzbuch


Im Jahre 1621 teilte Carl. II von Welden aufgrund eines Streits über die Erbfolge unter seinen 3 Söhnen den Ort in die Ortsherrschaften Groß- und Klein-Laupheim auf, ein Schritt der in den darauffolgenden Jahren noch zu weiteren Streitereien und Prozessen innerhalb der Familie führte.

Die 3 neuen Familienlinien wurden von Carl Philip von Welden als Großlaupheimer Linie, Johan Dietrich von Welden als Hochaltinger Linie (die später die Großlaupheimer Linie weiterführte) und Ernst Ludwig als Kleinlaupheimer Linie begründet.


Welden Stammbaum bis zur Erbteilung im Jahre 1621


Im Jahre 1634 bekam das zunächst kaum betroffene Laupheim die Auswirkungen des 1618 auf deutschen Boden begonnen Dreißigjährigen Kriegs mit voller Härte zu sprühen. Die einfallenden Schweden plünderten und zerstörten den Ort und das Schloss. Der Bevölkerung im gesamten Umland von Laupheim wurde die Existenzgrundlage genommen. Durch die große wirtschaftliche Not litten nicht wenige an Hungernot und sich ausbreitenden Krankheiten. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis die Folgen des Kriegs überwunden werden sollten. Zuwanderer aus dem Alpenraum glichen die Bevölkerungsanzahl die in den Jahren zurückgegangen war später wieder aus.


Die Aus der Erbteilung hervorgegangenen Familienstammbäume (Ältere Großlaupheimer Linie, Hochatlinger und Kleinlaupheimer Linie)


jüngere Großlaupheimer Linie- ging aus der Hochtatlinger Linie hervor nachdem die ältere Großlaupheimer Linie ausstarb


Constantin Adolf von Welden  der Urvater der jüngeren Großlaupheimer Linie


Ein extravaganter Lebensstil und ständige Aus- und Anbauarbeiten an Ihrem Wohnsitz, dem Schloss Großlaupheim, und die Teilnahme an österreichischen Kriegen führten dazu, dass die Kassen der Welden schon bald kurz vor dem Bankrott standen. Um dies zu verhindern folgten die Welden, dem damals üblichen Beispiel vieler anderer Fürsten und Grafen in deutschen und österreichischen Raum und nahm gegen Bezahlung und weiterer Leistungen die ersten 20 jüdischen Familien aus dem Illereichen, Fellheim und Fischbach auf.   Diese Familien waren allerdings durch sogenannte Schutzbriefe an die Welden gebunden. Zur Beruhigung der feindlich gesinnten Bevölkerung, siedelte man die ersten Familien am damaligen Stadtrand an, den man heute noch als Judenberg kennt.


Judenschutzvertrag

Verzeichnis der ersten 20 Jüdischen Familien in Laupheim


Das im Krieg zerstörte Schloss wurde 1680 erneuert und im Jahre 1752 im damals modischen barocken Stil umgebaut. Im Jahre 1766 beauftragten die Welden den Baumeister Johann Georg Specht aus Lindenberg für den Freiherren Joseph Ignaz von Welden auf der Anhöhe von Kleinlaupheim ebenfalls einem standesgemäßen Herrschaftssitz zu errichten.

Der Standort der für das Schloss Kleinlaupheim gewählt wurde, hatte für den Ort schon lange eine große Bedeutung. Für Römer war die Anhöhe ein wichtiger Knotenpunkt denn schon damals liefen dort wichtige Straßen zusammen, später diente die Anhöhe als wichtiger Punkt für Alamannen, danach war sie Thingstätte des Rammagau und Sitz eines Hundertschaftsführers.


Schloss Großlaupheim nach dem Wiederaufbau im baroken Stil und Schloss Kleinlaupheim nach dem Entwürfen von Johann Georg Specht aus Lindenberg


Seit 1792 befand sich das revolutionäre Frankreich im Krieg gegen mehrere europäischen Großmächte, die die Revolution ablehnten. Frankreich – unter Führung von Napoleon Bonaparte – ging von einer anfänglichen Verteidigung zum Revolutionsexport nach Europa über. Die französische Armee konnte die linksrheinischen Gebiete des Heiligen Römischen Reiches annektieren. Napoleon und die französischen Truppen gewannen nun die Kontrolle über den deutschsprachigen Raum. Der von Napoleon im Jahr 1803 eingeleitete Reichsdeputationshauptschluss führte zu einer veränderten politischen Landkarte im deutschsprachigen Raum. Die über 300 Klein- und Mittelstaaten wurden zu größeren staatlichen Einheiten zusammengelegt. Geistliche Staaten verloren ihre Herrschaft und Besitztümer. Sie wurden den größeren Territorien einverleibt und säkularisiert. Napoleons „Flurbereinigung“ sollte vor allem die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Baden zu einem „Bollwerk“ gegen Österreich aufgebaut werden. Österreich verlor nach seiner Niederlage umfangreiche Ländereien, auch Vorderösterreichs, so dass Laupheim 1805 unter bayerische Landeshoheit fiel. Diese währte allerdings nur wenige Monate. 1806 einigten sich Bayern und das von Napoleons Gnaden neu geschaffene Königreich Württemberg über Gebietsbereinigungen, die Laupheim unter württembergische Hoheit brachten. Hier endete die etwa 500-jährige Herrschaft Österreichs über Laupheim und die Welden wurden zu Untertanen des württembergischen Königs.


Baden Württemberg vor und nach der Flurbereinigung durch Napoleon Bonaparte


Unter Herrschaft des Königreichs Württemberg änderte sich vieles für Laupheim. Die Stadt wurde 1810 zum Oberamt Wiblingen zugeordnet, es bildete sich ein Gemeinderat und die aus dem Mittelalter überkommenen Rechte der Fürsten wurden mehr und mehr eingeschränkt. Als im Jahre 1836 im Landtag über die Abschaffung der Leibeigenschaft entschieden wurde, war Georg Carl von Welden zu Großlaupheim der einzige unter den 13 ritterschaftlichen Abgeordneten, der dagegen stimmte. Am 6. Mai 1840 traten die Welden auch auf Drängen der Bevölkerung ihre Güter an den württembergischen Staat ab, wodurch Ihre Herrschaft über Laupheim nach 258 Jahren endgültig endete. Dem Berichten des damaligen Ortsvorstehers Gottfried Brigel zufolge, soll der Grundherr den Verkauf für 410.000 Gulden unter Tränen besiegelt haben. Für Laupheim war das Ende der Weldenherrschaft aber eine Befreiung und eröffnete den Weg in eine neue Zeit des Aufstiegs.


Georg Carl Freiherr von Welden und Gemahlin Walburga geb. Freiherrin von Hornstein. Die letzten Gutsherren der Welden in Laupheim


Laupheim um 1860 nach dem Ende der Weldenherrschaft