Was 1981 mit einem gegenseitigen Schülerbesuch zwischen dem Carl-Lämmle Gymnasium und dem Collège Frédéric Mistral begann, mündete 1998 in eine Städtepartnerschaft. Rund um den Ratstisch herrschte Einigkeit, dass der „Jumelage“ mit der französischen Industriestadt Feyzin vor den Toren Lyons nichts im Wege steht. Mit einem rauschenden Fest hatten die Laupheimer und 80 französische Freunde aus Feyzin am 12. Juni 1998 die Städtepartnerschaft besiegelt.
Werfen wir einem Blick zurück auf diesem, so nannten es damals Bürgermeister Otmar Schick und seine Amtskollegin Angèle Orard; „historischen Moment“.
Kaum setzte sich der Festzug die Mittelstraße hinauf in Marsch, rückte eine dunkle Wolke näher. Und kaum hatte Otmar Schick die Menschenmenge vor dem Rathaus begrüßt und von einem „herausragenden Ereignis in der Geschichte unserer Stadt“ geschwärmt, trieb ein heftiger Platzregen Redner und Zuhörer unter die Schirme und Vordächer- Die französische Presse verglich diese Situation später mit einem himmlischen Taufgeschenk.
In seiner Rede betonte Schick:
„Das deutsch-französische Zusammenwirken ist nicht zuerst Sache der Regierungen, sondern der Menschen. Mit dem Bekenntnis zur „Jumelage“ wollen wir Laupheimer dauerhaft kundtun, wie sehr wir uns durch die tiefe Verbundenheit zu Feyzin bereichert wissen und wollen dem Mosaik der europäischen Einigung einen Stein hinzufügen. Sie gehören nun zu uns und wir zu Ihnen! Laupheim ist jetzt auch Ihre Stadt!“
Bürgermeister-Kollegin Angèle Orard nahm für die „Hochzeiter“ in Anspruch, dass sie keiner Mode und keiner euroseligen Sentimentalität erlegen sei, sondern auf gewachsenen Verbindungen aufbaue. Noch akzentuierter als ihr Vorredner stellte sie den Schulterschluss in direkten Zusammenhang mit der Notwendigkeit, ein starkes, zukunftgerichtetes Europa zu schaffen. „Das ist unsere große Chance“.
„Glücklich und stolz“ war auch André Floris, der damalige Vorsitzende des Comité de Jumelage in Feyzin. Er unterstrich, dass die europäische Integration ohne intensive grenzüberschreitende Kontakte zum Scheitern verurteilt wäre. Sein Gegenpart auf Laupheimer Seite, Waltraud Grub, verglich die Beziehungen beider Städte mit einem Kreis: Dieser symbolisiere Anfang und Ende. Zu Ende sei der reine Schulaustausch, begonnen habe eine neue Ära in unseren Beziehungen. Die Linie des Kreises sei unendlich, sowie die gegenseitige Freundschaft.
Nachdem Otmar Schick und seine Amtskollegin Angèle Orard den Städtebund besiegelt hatten und eine von der Konditorei Moosmayer kreierte Hochzeitstorte anschnitten, spielte die Stadtkapelle die Nationalhymnen und passend dazu brach in jenem Moment wieder die Sonne durch.
Als „inoubliable- unvergesslich“ beschrieb die französische Redaktion von Feyzin die anschließende Partnerschaftsfeier. Besser hätte die „Jumelage“ mit Feyzin nicht beginnen können. Die Gäste aus Feyzin bekamen einem Vorgeschmack auf das, was sie eines schönen Tages beim Heimatfest erwarten würde. Stadtkapelle, Spielmannszüge, Ellerbach-Freyberger und Baltringer Haufen, Sängerbund und Fanfarenzug der Schulen, Off-AG und Akkordeon Orchester Seemüller sorgten für prima Stimmung, ganz zu schweigen von den schwäbischen Spezialitäten die heimische Vereine offerierten. Die Laupheimer wurden mit Beaujolais und Cótes du Rhone, allerhand Käsesorten, Kalbskopf und deftiger Lyoner Wurst verwöhnt. 200 Liter Rotwein wurde ausgeschenkt, deren Erlös dem Schüleraustausch zugutekam.
Am 17. April des darauffolgenden Jahres wurden die Laupheimer nach Feyzin geladen. Dort unterschrieben Otmar Schick und seine Amtskollegin Angèle Orard dem Verbündungseid. Auch dieses Wiedersehen wurde entsprechend vor dem Schloss in Feyzin gefeiert.
Otmar Schick und seine Amtskollegin Angèle Orard beim Unterzeichnen des Verbündungseides
Der Verbündungseid jeweils in deutscher und französischer Fassung