Originalnoten „Königin-Charlotte-Marsch“

Archivalie des Monats März 2023

Franz Laub ist der wohl bedeutendste und bekannteste Musiker den Laupheim hervorgebracht hat. Über vierzig Jahre lang leitete er die Stadtkapelle Laupheim und führte sie zu höchstem Niveau und überwältigenden Erfolgen. Seine charismatische Ausstrahlung und sein humorvolles Wesen machten ihn zu einem überaus angesehenen und beliebten Bürger.  Heute ist als Erinnerung und Würdigung sogar eine Straße in Laupheim nach ihm benannt.



Sein erster Marsch, den er einundzwanzigjährig der Stadtkapelle Laupheim vorlegte, sollte sein erfolgreichster sein: Der schon im Entstehungsjahr verlegte und von nahezu allen Kapellen in ganz Oberschwaben gespielte „Hoch Schwaben Marsch“. Dieser ist bis heute die Erkennungsmelodie „seiner“ Stadtkapelle. Auch zum Kinderfestlied „Am Himmel hoch die Sonne glänzt“ komponierte er passend zum Text vom „Kinderfestonkel“ Wilhelm Pressmar die Musik. Über zweihundert, heute größtenteils verloren gegangene Werke der Instrumental- und Vokalmusik für unterschiedlichste Besetzungen entflossen seiner Feder, meist anlassgebundene Gebrauchsmusik, darunter rund vierzig Märsche. Einer seiner ganz besonderen aber weniger bekannten Märsche liegt dem Stadtarchiv in seiner Handschrift als Original vor: Der Königin-Charlotte-Marsch.  Diesen Marsch komponierte Laub anlässlich der Silberhochzeit von württembergischen Königspaar Wilhelm II und Charlotte im Jahre 1911.




Dabei war das Verhältnis der Zeitgenossen zu Königin Charlotte, der Laub den Marsch „in tiefster Demuth“ gewidmet hatte, ein eher reserviertes. Sie verhielt sich in ihren ersten Jahren ihrer Regentschaft in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend und ernst. Sie scheute große Auftritte. Obendrein bekam Königin Charlotte keine Kinder, sodass es keinen Thronerben für das Königreich gab.

Im Laufe der Zeit allerdings fand sich Königin Charlotte in ihre Rolle als fürsorgende Landesmutter hinein. Dabei verband sie ihr starkes Engagement für soziale Institutionen mit persönlicher menschlicher Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Insgesamt übernahm die Königin bei 32 wohltätigen Einrichtungen die Schirmherrschaft. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie selbst als Krankenschwester auf einer Typhusstation in einem Lazarett. Obendrein übernahm das Königspaar immer beim siebten Kind einer Familie die Patenschaft.

Franz Laub wird wahrscheinlich damals in der zunächst zurückhaltenden Königin dieses Potential gesehen haben und hat den Marsch ihr gewidmet und nach ihr benannt.