Laupheims Stadterhebung

Archivalie des Monats August 2023

Seit 1792 befand sich das revolutionäre Frankreich im Krieg gegen mehrere europäische Großmächte, die die Revolution ablehnten. Frankreich – unter Führung von Napoleon Bonaparte – ging von einer anfänglichen Verteidigung zum Revolutionsexport nach Europa über. Die französische Armee konnte die linksrheinischen Gebiete des Heiligen Römischen Reiches annektieren. Napoleon und die französischen Truppen gewannen nun die Kontrolle über den deutschsprachigen Raum. Der von Napoleon im Jahr 1803 eingeleitete Reichsdeputationshauptschluss führte zu einer veränderten politischen Landkarte im deutschsprachigen Raum. Die über 300 Klein- und Mittelstaaten wurden zu größeren staatlichen Einheiten zusammengelegt. Geistliche Staaten verloren ihre Herrschaft und Besitztümer. Sie wurden den größeren Territorien einverleibt und säkularisiert. Napoleons „Flurbereinigung“ sollte vor allem die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Baden zu einem  „Bollwerk“ gegen Österreich aufbauen. Österreich verlor nach seiner Niederlage umfangreiche Ländereien, auch Vorderösterreichs, so dass Laupheim 1805 unter bayerische Landeshoheit fiel. Diese währte allerdings nur wenige Monate. 1806 einigten sich Bayern und das von Napoleons Gnaden neu geschaffene Königreich Württemberg über Gebietsbereinigungen, die Laupheim unter württembergische Hoheit brachten. Hier endete die etwa 500-jährige Herrschaft Österreichs über Laupheim.


Baden-Württemberg vor und nach der Flurbereinigung 1806

Baden-Württemberg vor und nach der Flurbereinigung 1806


Unter Herrschaft des Königreichs Württemberg änderte sich vieles für Laupheim. Die Stadt wurde 1810 zum Oberamt Wiblingen zugeordnet, es bildete sich ein Gemeinderat und die aus dem Mittelalter überkommenen Rechte der Fürsten wurden mehr und mehr eingeschränkt. Als im Jahre 1836 im Landtag über die Abschaffung der Leibeigenschaft entschieden wurde, war Karl von Welden zu Großlaupheim der Einzige unter den 13 ritterschaftlichen Abgeordneten, der dagegen stimmte. Am 6. Mai 1840 traten die Welden auch auf Drängen der Bevölkerung ihre Schlösser an den Württembergischen Staat ab, wodurch Ihre Herrschaft über Laupheim nach 258 Jahren endgültig endete. Dem Berichten des damaligen Ortsvorstehers Gottfried Brigel zufolge, soll der Grundherr den Verkauf unter Tränen besiegelt haben. Für Laupheim war das Ende der Weldenherrschaft aber eine Befreiung und eröffnete den Weg in eine neue Zeit des Aufstiegs.

Schon 3 Jahre später erwarb Viktor Steiner das Schloss Großlaupheim und den Hof womit es wieder im Privatbesitz kam. Dieser richtete dort eine Brauerei ein.


Viktor-Steiner (1790-1865)


Doch auch dem Schloss Kleinlaupheim wurde eine wichtige Rolle zuteil. Denn im Jahr 1845 erhielt Laupheim anstelle von Wiblingen den Sitz des Oberamts und Amtsgericht. Beide Einrichtungen wurden im Schloss Kleinlaupheim angesiedelt. Seither hieß es auch Oberamt Laupheim. Von der Bedeutung her kann man die Funktionen des Oberamts am besten mit denen einer Kreisverwaltung vergleichen.


Schloss Kleinlaupheim als Oberamt Laupheim

 

Müller Franz Seraph- von 1850-1872 Laupheims erster Ortsvorsteher (1812-1872)


Die immer wichtiger werdende Eisenbahn wurde auch nach Laupheim geführt. Im 1850 erhielt Laupheim auch einem eigenen Bahnhof an der württembergischen Hauptstrecke, welche die Landeshauptstadt Ulm mit dem Bodensee verband. Infolge der Unvernunft staatlicher Behörden lag dieser Bahnhof, der heute als Laupheim West bekannt ist, leider eine Halbe Wegstunde vom Ort entfernt. Der Stadtbahnhof und eine Bahnverbindung zum damaligen Hauptbahnhof endstanden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.


Zeichnung der damals neuen Bahnstrecke mit einem Zug welcher an Biberach vorbeifährt


Schon bald wurde in Laupheim mit einer Holzwerkzeugfabrik zu einem der wichtigsten Geschäftszweige in Laupheim ins Leben gerufen, der bis zum zweiten Weltkrieg sogar dem Kern der heimischen Industrie ausmachte. Zu dieser Zeit wurden auch die ersten Vereine in Laupheim gegründet der älteste Laupheimer Verein 1858 gegründet der Gesangsverein, 1864 der Schützenverein dazu und im Jahr der Stadterhebung die Latainschule. Die regionale Bedeutung Laupheims nahm genau wie ihre Bevölkerungszahl stetig zu.  All dies veranlasste die Marktgemeinde Laupheim am beim württembergischen Staat um die Verleihung des Prädikats „Stadtgemeinde“ zu ersuchen.


Zeichnung von Laupheim um 1860


Die wichtigsten Gründe für die Erhebung zur Stadt waren,

  • die Zahl der Einwohner (4076),
  • der Sitz des Oberamts,
  • und die Steuerkraft, nach der Laupheim am 28. Stelle unter den Gemeinden des Königreichs stand.

Diese Gründe wurden auf  einem Antrag durch das Ministerium des Inneren nochmals zusammengefasst und an König Karl Friedrich Alexander von Württemberg in seiner Sommerresidenz in Friedrichshafen weitergereicht. Ohne jede Einschränkung setzte er daher 14. August 1869 in eigenhändig den Vermerk „genehmigt“ auf diesem Antrag und verlieh Laupheim das Prädikat einer Stadtgemeinde.


Urkunde zur Stadterhebung mit Unterschrift von König Karl Friedrich Alexander von Württemberg