Laupheim und der Bauernkrieg

Archivalie des Monats Februar 2023

Als Deutscher Bauernkrieg (oder Revolution des gemeinen Mannes) wird die Gesamtheit der Aufstände von Bauern, Städtern und Bergleuten bezeichnet, die 1524 aus ökonomischen und religiösen Gründen in weiten Teilen Thüringens, Sachsens und im süddeutschen Raum, ausbrachen. Wie stark Laupheim vom Bauernkrieg betroffen war und wie sich die Folgen des Krieges auf Laupheim auswirkten wird in diesem Monat beschrieben.

Knapp 500 Jahre lang gehörte Laupheim zu Österreich. Eine der ersten Familien die Österreich mit Laupheim belehnte war das Adelsgeschlecht der Ellerbacher. Dieses Adelsgeschlecht gehörte der Reichsritterschaft an und durfte Märkte abhalten und Recht sprechen. Ein Privileg von welchen Sie in Laupheim bald Gebrauch machten. Nachdem Laupheim 1434 die Marktrechte verliehen wurde, wurden Wochen- und Jahrmärkte abgehalten und Laupheim wurde zu einer zentralen Anlaufstelle für das Umland.
Bauern, Handwerker und Händler machten sich teilweise aus weiter Entfernung auf dem Weg nach Laupheim. Ein Umstand der die Bedeutung Laupheims immens hob und auch dazu führte, dass die Bevölkerungsanzahl stieg. Das eigentliche Interesse der Ellerbacher an dieser Stelle war allerdings ihre Einnahmen zu steigern. Denn mehr Einwohner in Laupheim bedeutete auch höhere Abgaben an die Ortsherren.


Familienwappen der Familie Ellerbach


Schon bald wurden so die krassen Unterschiede zwischen arm und reich und zwischen dem Grundherrn und Leibeigenen erkennbar und das nicht nur in Laupheim sondern im gesamten Süddeutschen Raum. Das führte dazu dass die Bevölkerung welche zumeist aus Bauern bestand an großer wirtschaftlicher Not litt und sich schon bald ein Groll gegen diese Norm entwickelte.

Während es in Ochsenhausen 1502 gelang, in einem Schiedsspruch die Unzufriedenheit abzufangen, gärte in den benachbarten Gebieten die revolutionäre Stimmung weiter. So gab es zu Beginn der zwanziger Jahre immer wieder Unruhen beim Einzug der Abgaben, so auch in Laupheim und Baustetten beim Einzug einiger kleiner und großer Abgaben. Man suchte den Ärger zu umgehen, indem man das Einsammeln dem „stärkeren“ Biberacher Spital überließ. Mit den Bestrebungen der Bauern, die neuen Belastungen abzuschütteln oder zu vermindern scharrten sie sich schon bald um Ulrich Schmid von Suletmingen, einem angesehenen und maßvollen Mann, den die Bauern um Baltringen anfang 1525 zum Führer ihres Haufens bestimmten. Unter dem Einfluss des neugläubigen Memminger Predigers Christoph Schappeler und seiner Anhänger nahm der Baltringer Haufen bald reformatorisches Gedankengut auf und berief sich jetzt auf das Wort Gottes, das Evangelium und vor allem auf das Alte Testament als Richtschnur für die Regelung der sozialen Verhältnisse und die Durchführung einer neuen politischen Ordnung.


Tuschezeichnung eines Bauernkriegers vom Baltringer Haufen (um 1530) aus dem Nachlass von Georg Schenk


Mit diesen Forderungen rüttelte man allerdings heftig an der damaligen Gesellschaftsform. Der Herr von Laupheim, Burkhard Hans von Ellerbach, hatte jedoch absolut kein Interesse an Verhandlungen mit der Bevölkerung. Im Gegenteil- er war Mitglied des Rates des Schwäbischen Bundes; Einer Gemeinschaft schwäbischer Adliger die sich dem Schutz der bestehenden Ordnung verschrieben hatte und als Reaktion auf die Forderungen des Baltringer Haufens mit einer Armee von Landsknechten und Reitern gegen die Bevölkerung vorrückten anstatt mit ihnen zu verhandeln.

Bei diesen „Bauernkriegen“ wurden die Schlösser in Schemmerberg, Untersulmetingen und Laupheim niedergebrannt, auch die Laupheimer Kapelle wurde damals zerstört.


Tuschezeichnung einer Bauernkriegsszenerie (um 1530) aus dem Nachlass von Georg Schenk


Die Gruppe aufgebrachter Bauern konnte jedoch wenig gegen eine Armee von Landsknechten und Reitern ausrichten und so wurden die aufständischen Bauern gejagt und getötet. In einigen Berichten ist sogar von Verbrennungen an lebendigen Leibe die Rede. Genauso erging es auch allen Mitgliedern und Anhängern des „Baltringer Haufens“. Bei der Niederlage gegen den Gutsherrn von Laupheim am 04. April 1525 verloren etwa 200 erwachsene Männer ihr Leben. Laupheim hatte zu dieser Zeit zwischen 950 und 1000 Einwohner, somit verloren etwa ein Drittel der damals männlichen Erwachsenen in Laupheim ihr Leben und knapp die Hälfte der Familien in Laupheim ihrem Ernährer.
Die siegreichen Grundherren bestanden nach dem Missglückten Aufstand auf eine Wiedergutmachung des Schadens und so mussten die Überlebenden mit noch härteren Frondiensten und hohen Steuerabgaben die zerstörte Burg wieder aufbauen.

Die Familie Ellerbach, brachte danach allerdings keine männlichen Nachkommen mehr hervor und die Familie stab im Jahre 1570 aus. So stand Laupheim nun ohne einen Ortsherrn da. Österreich belehnte deswegen wenig später eine neue Familie mit Laupheim- Das Adelsgeschlecht der Familie Welden. Eine Familie die Laupheim über viele Jahre stark prägte und dessen Familienwappen noch heute Teil des Laupheimer Ortswappens ist.


Familenwappwen der Familie Welden