Die Schlossbrauerei

Archivalie des Monats Juli 2021

Im Jahre 1840 hatte der württembergische Staat das Welden´sche Rittergut Großlaupheim mit Schloss gekauft. Am 6. Februar 1843 wurde das Ersuchen gestellt, der Staats-Finanz-Verwaltung die Konzession zur Errichtung einer Bierbrauerei zu erteilen. Im März 1843 erwarben Victor Steiner aus Laupheim und der Brauereimeister Franz Josef Lauterwein aus Oberkirchberg mit dem Bürgen Peter Wahl aus Harthausen die Schlossanlage und das auf dem Schloss liegende Braurecht. Wenig später, im September, schied Lauterwein aus, und Anton Lindner aus Burgrieden komplettierte die Besitzerriege. Nachdem es 1852 zum Rechtsstreit mit den drei Tafernwirthen (Wirtschaften mit Braurecht) der Stadt, den Inhabern der Krone, des Adlers und des Löwens, um das Braurecht gekommen war und die Angelegenheit im Sinne der Inhaber der Schlossbrauerei beigelegt wurde, übernahm Victor Steiner im Jahr darauf als alleiniger Inhaber das Ruder und etablierte mit umfassenden Baumaßnahmen einen modernen, leistungsfähigen Brauereibetrieb.


Der Innenhof der Schlossbrauerei


1896 wurde östlich neben der Lehensburg die Mälzerei erbaut, ein mehrstöckiger, zwar zierloser, aber klassischer Industriebau aus rotem Backstein. Hier wurde die Gerste angekeimt, getrocknet und über Röhren in den Sudkesselraum transportiert. Bis zu ihrem Abriss im Sommer 1998 bezeugte die Mälzerei ein Stück Nutzungsgeschichte eines Unternehmens, das zwar in einem der ältesten Zweige der Nahrungsmittelproduktion arbeitete, dies aber auf modernstem, von technischen Entwicklungen geprägten Niveau. Die Brauerei und das Mustergut von Mut Steiner standen damit in einer Reihe von Laupheimer Unternehmen, die die Entwicklung des Orts zur Kleinstadt trugen und die noch heute dominierende Wirtschaftsstrukktur prägten.

Als Kilian von Steiner starb und sein Sohn Mut als 1904 den Betrieb samt Mustergut übernahm, war die Schlossbrauerei ein wohlorganisierter Brauereibetrieb, dessen Position Mut Steiner in der Umgegend ausbauen konnte. 1935/36 wurde die Brauerei von Ulrich Steiner übernommen und hatte sich zur größten Brauerei Laupheims und seiner Umgebung entwickelt. Jedoch waren die Bierumsätze ab 1931 Rückläufig. Mit Beginn der NS-Herrschaft durfte Ulrich Steiner seine juristische Ausbildung nicht zu Ende führen und die Brauerei konnte nach dem Krieg nicht mehr die Erfolge der Weimarer Zeit  anknüpfen und gab schließlich 1955, sechs Jahre vor seinem Tod, die Bierproduktion auf.
Die Brauerei Gold Ochsen betrieb im Schloss ein Bierdepot bis 1978.


Das Schloß Großlaupheim als es noch als Brauerei verwendet wurde