Die „3 Schwestern“ – Ein Brunnen mit Geschichte

Archivalie des Monats November 2025

Ein Kunstwerk als Begrüßung– Vor der 1986 eröffneten Mehrzweckhalle Sulmetingen empfängt der Brunnen „3 Schwestern“ seine Besucher. Gestiftet von der Firma Lindemaier Präzision und gestaltet vom italienischen Künstler Carlo A. Cantori.


Die 3 Schwestern mit der Mehrzweckhalle bei der Eröffnung am 26. September 1986


Nach der Eingemeindung von Unter- und Obersulmetingen entstand der Wunsch nach einem neuen kulturellen und sportlichen Treffpunkt. 1983 forderten die Vereine den Bau einer Mehrzweckhalle, da der „Hirschsaal“ nicht mehr genutzt werden konnte. Mit dem Spatenstich im April 1985 begann der Bau.


Bürgermeister Schick und Ortsvorsteher Romer beim „ersten Spatenstich“ für die neue Mehrzweckhalle Sulmetingen


Bereits in der Planungsphase bekräftigte Walter Lindemaier die Bereitschaft seiner Firma, sich an diesem bedeutenden Vorhaben zu beteiligen. Sein Beitrag sollte die Kunst am Bau sein. Bald war klar, dass ein Brunnen das neue Gebäude schmücken sollte. Auf einer Amerikareise im Oktober 1985 fand Lindemaier in Carlo Cantori den passenden Künstler, dessen Werk die schlichte Bezeichnung „Brunnen“ kaum mehr verdient. Cantori taufte es „Three Sisters“. Die Werke des aus Italien stammenden Künstlers sind vor allem in den USA aber auch in Europa zu finden.

Das Kunstwerk stellt eine Symphonie aus lebensspendendem Wasser und edlem Metall dar. Aus drei Rohrplastiken in Form von Fontänen ergießt sich das Wasser über drei Ebenen aus 260 Düsen in große Edelstahlwannen, eingebettet in kunstvoll bearbeiteten Beton und naturbelassene Kieswacken.
Wasser, Beton, Kies und Metall – Materialien, die seit Generationen die Region prägen – vereinen sich hier.

In enger, hervorragender Zusammenarbeit mit dem Schlossermeister Rudolf Beth und seinen tüchtigen Mitarbeitern wurde dieses Werk im Hause der Lindemaier Präzision AG in Untersulmetingen hergestellt. Es ist meisterlich gelungen und zeigt in seiner vorzüglichen handwerklichen Ausführung eindrucksvoll die hier am Ort beheimatete sprichwörtliche Präzision.


Der Brunnen bei der Eröffnung der Mehrzweckhalle am 26. September 1986


Während der Corona-Pandemie wurde der Brunnen nach 34 Jahren Dauerbetrieb abgestellt, denn beliebte Treffpunkte sollten zu dieser Zeit so unattraktiv wie möglich sein, um Ansammlungen zu vermeiden. Nach dem Ende der Corona-Pandemie musste man allerdings feststellen, dass der Brunnen sich nicht wieder zum Laufen bringen ließ. Eine anschließende Untersuchung ergab, dass die Pumpen nicht mehr funktionstüchtig waren. Hinzu kam ein Unfall, bei dem sich ein Kind leicht verletzte, da der trockene Brunnen gern als Klettergerüst genutzt wird.

Nach dem Unfall habe die Versicherungsgesellschaft der Stadtverwaltung empfohlen, den Brunnen mit einer Absperrung zu versehen oder das Auslaufgestell abzubauen.

Ein Abbau kam aufgrund der Bedeutung des Brunnens nicht infrage, also wurde er mit einem Bauzaun gesichert, was vor Ort Unmut hervorrief: Der Brunnen lief nicht und war gleichzeitig abgesperrt.

Der Stifter des Brunnens Walter Lindemaier meldete sich diesbezüglich auch zu Wort und betonte, dass es sich bei dem Brunnen fast um ein Monument handelt und er zusammen mit den Arbeitern seiner Schlosserei und dem Künstler Carlo A. Cantori, zu dem er immer noch freundschaftlich im Kontakt steht, etwas stiften wollte, dass den Menschen ein Leben lang Freude bereitet.


Mit einem Bauzaun abgesperrte und defekte 3 Schwestern


Nach Protesten aus den Ortsteilen sicherte die Stadtverwaltung zu, den Bauzaun nach der Instandsetzung zu entfernen. Schließlich ergriff Ortschaftsrat Reinhard Stöferle die Initiative: Zusammen mit seinem Bruder Erich tauschte er die drei Pumpen auf eigene Faust aus. Die Stöferle GmbH und Stöferle Haustechnik stifteten die neuen Pumpen. Reinhard Stöfferle betonte dabei, dass es ihm ein persönliches Anliegen sei und hob hervor:

„Der Brunnen ist komplett aus Edelstahl, das wäre heute unbezahlbar.“

Heute sprudeln die „3 Schwestern“ wieder ungehindert, und auch die nächtliche Illumination des Wasserspiels, für die der Stifter des Brunnes Walter Lindemaier immer schwärmt erfreuen wieder die Besucher.

Rückblickend erzählt der Brunnen die Geschichte einer großzügigen Geste, die das Herz des Ortes berührte und Generationen Freude brachte. Dank des Einsatzes der Bewohner knüpft er nun nahtlos an diese Tradition an und bleibt ein lebendiges Symbol für Heimatliebe und Zusammenhalt.


3 Schwestern bei Nacht