Bei einem Gang durch die Kapellenstraße die eng mit der jüdischen Geschichte Laupheims verbunden ist, fällt das imposante Gebäude vom Café Hermes schnell ins Auge. Das eindrucksvolle Gebäude in der Kapellenstraße 44 ist die Geburtsstätte des jüdischen Jugendstilkünstlers Friedrich Adler (1878 bis 1942). Sein Vater Isidor Adler hatte das Haus 1876 erbaut. Der gelernte Konditor betrieb darin ein Lebensmittel und Kolonialwaren-Großhandel. Er war offensichtlich ein Verehrer der Antike. Die Fassade schmückt unter anderem ein Stuckrelief mit dem Kopf des Götterboten Hermes.
In den 1980er-Jahren war das Haus in desolatem Zustand. 1988 kaufte es der Laupheimer Rechtsanwalt Hermann Schick. Der promovierte Jurist renovierte das Gebäude mit der gleichen Liebe zur griechischen und römischen Antike, die Isidor Adler bei der Gestaltung der Fassade hatte walten lassen, und ergänzte die Innenausstattung. Die Holzvertäfelung stammt aus einer Villa in Portugal. Sie trägt zur Idee, ein Wiener Kaffeehaus einzurichten, wesentlich bei. Das „Café Hermes“ eröffnete im Dezember 1989. Der Ulmer Künstler Hermann Geyer hat die Friese mit Motiven aus der griechischen Mythologie bemalt. Dargestellt sind die zwölf olympischen Götter, die Erschaffung des Menschen und Szenen aus dem Leben des Hermes und des trojanischen Helden Aeneas, dessen Nachkommen einer Legende zufolge Rom gründeten. Das Nebenzimmer des „Hermes“ ist Friedrich Adler gewidmet.