Plakat zum Kinder- und Heimatfest 1927

Archivalie des Monats Juni und Juli 2020

In Laupheim muss man sich an die Tatsache gewöhnen, dass das traditionelle Kinder- und Heimatfest, aufgrund der Corona-Krise zum ersten Mal seit 1949 ausfällt. Aus diesem Grund fiel die Wahl auf die Archivalie des Monats Juni/Juli 2020 auf das Plakat zum Kinderfest 1927- Das Jahr in dem das Kinder- und Heimatfest zu einer festen und nicht mehr wegzudenkenden Einrichtung Laupheims wurde.


Das älteste im Stadtarchiv verwahrte Plakat zum Laupheimer Heimatfest


Schon ab dem 19. Jahrhundert zeigte Laupheim, dass man es hier zu besonderen Anlässen durchaus zu feiern verstand. Dabei fanden sich bereits Elemente, die heute zum Heimatfest gehören. Schon nach den Hungerjahren 1816/17 wird von einem außerordentlichen Dankesfest berichtet. Die Verlegung des Oberamtssitzes 1845 wurde mit einem Umzug, Musik und Geschützsalven begannen. Zur Feier der Stadterhebung 1869 gab es gar ein Feuerwerk. Die Siegesfeier nach dem Krieg von 1870 führte einem Lichter- und Fackelumzug durch die festlich beleuchtete Stadt. Auch das große, zweitägige „Landwirtschaftliche Bezirksfest“ zum 70-jährigen Bestehen des landwirtschaftlichen Bezirksvereins lockte im Jahr 1910 Besucher aus dem gesamten Oberrat nach Laupheim. Am dritten Tag schloss sich ein städtisches Kinderfest an. Getrübt wurde die Feierlaune hingegen nach dem verlorenen Weltkrieg 1919. Ganz wollte man auf das 50-Jährige Stadtjubiläum zwar nicht verzichten, es wurde jedoch angesichts der Notzeiten bescheiden und hauptsächlich als Kinderfest begannen. Weitaus üppiger gestaltete sich dann das Reit- und Fahrturinier von 1924, das einem Festumzug mit über 50 Wagen, 150 Reitern und Musikkapellen aufbot.

1927 nahm Stadtrat Wilhelm Preßmar schließlich einem Anlauf, um ein regelmäßiges Kinderfest zu etablieren das im September stattfand. Zu diesem Anlass textete er auch das bis heute geläufige Kinderfestlied. Preßmar war äußerst beliebt und in der Stadt als Kinderfestonkel bekannt. Im darauffolgenden Jahr übernahm ein Festkomitee aus den Reihen des Karnevalsvereins die Organisation und Beschloss wegen der schöneren Blumen, die, man dann zum Schmuck zur Verfügung hatte, das Fest künftig im Juli anstatt im September stattfinden zu lassen. So wurde das Fest 1929 von einer großen Blumenschau bereichert und firmierte zudem erstmals als „Laupheimer Heimattag“. Ab 1934 legte der Nationalsozialismus seinem Schatten über das Laupheimer Fest: Die jüdischen Kinder waren nicht mehr erwünscht, nationalistisches Brimborium hingegen angesagt. Gefestet wurde nur noch bis 1939, dann beendete der zweite Weltkrieg die Feierlaune. Erst 10 Jahre später nachdem die schlimmsten Kriegswirren überstanden waren, wurde 1949 die Heimatfesttradition wieder aufgenommen., Seither schaffte es das Fest jedes Jahr aufs Neue, das Städtchen auf besondere Weise zu verwandeln.


Wilhelm Preßmar
(1870-1947)
Stadtrat, Kinderfestonkel und Dichter vom Kinderfestlied.