In diesem Monat steht nach 2 Jahren Pause endlich wieder das traditionelle Kinder- und Heimatfest an. Anlässlich dieses Ereignisses zeigt die Archivalie des Monats Juli 2022 eine im Stadtarchiv hinterlegte Sonderprägung auf das Laupheimer Kinder-und Heimatfestes aus dem Jahr 1982.
Die sogenannte Klippe stellt eine numismatisch besondere Prägeform eckiger, meist viereckiger Münzen dar. Ursprünglich handelte es sich um behelfsmäßig– insbesondere während der Belagerung der Schweden im 30jährigen Krieg – geprägtes Notgeld, welches als „Feldkippen“ oder auch als „Belagerungsmünzen“ bezeichnet wird. Im 17. Und 18. Jahrhundert wurden besonders kunstvoll gestaltete Gedenk-Münzen in Klippenform geprägt oder für einem besonderen Empfängerkreis einseitige Klippen-Prägungen von Kurantmünze (beispielsweise beim Besuch des Kaisers in einer Münzstätte) vorgenommen. Klippen-Prägungen stellen wegen Ihrer Rarität eine Besonderheit für Numismatiker dar und erzielen deshalb höchste Sammlerwerte dar. Aufgrund der hohen Bedeutung des Heimatfestes für Laupheim ist es daher kein Wunder, dass Laupheim zu Ehren dieses regelmäßig stattfindenden Festes derartig wertvolle Sonderprägungen in Auftrag gab.
Auch wenn man sich das Kinder- und Heimatfest aus Laupheim nicht mehr wegdenken kann, ist es als feste Einrichtung keine 100 Jahre alt. Erst Ende der 1920er-Jahre wurde es zu einer jährlichen Veranstaltung. Für regelmäßige Volksfeste war der Marktfelchen Laupheim einfach zu arm. Ab dem 19. Jahrhundert zeigte man zu besonderen Anlässen aber auch hier, dass man es durchaus zu feiern verstand. Dabei fanden sich bereits Elemente, die heute zum Heimatfest gehören. Schon nach den Hungerjahren 1816/17 wird von einem außerordentlichen Dankesfest berichtet. Die Verlegung des Oberamtssitzes 1845 wurde mit einem Umzug, Musik und Geschützsalven begannen. Zur Feier der Stadterhebung 1869 gab es gar ein Feuerwerk. Die Siegesfeier nach dem Krieg von 1870 führte einem Lichter- und Fackelumzug durch die festlich beleuchtete Stadt. Auch das große, zweitägige „Landwirtschaftliche Bezirksfest“ zum 70-jährigen Bestehen des landwirtschaftlichen Bezirksvereins lockte im Jahr 1910 Besucher aus dem gesamten Oberrat nach Laupheim. Am dritten Tag schloss sich ein städtisches Kinderfest an. Getrübt wurde die Feuerlaune hingegen nach dem verlorenen Weltkrieg 1919. Ganz wollte man auf das 50-Jährige Stadtjubiläum zwar nicht verzichten, es wurde jedoch angesichts der Notzeiten bescheiden und hauptsächlich als Kinderfest begannen. Weitaus üppiger gestaltete sich dann das Reit- und Fahrturinier von 1924, das einem Festumzug mit über 50 Wagen, 150 Reitern und Musikkapellen aufbot.
1927 nahm Stadtrat Wilhelm Preßmar schließlich einem Anlauf, um ein regelmäßiges Kinderfest zu etablieren das im September stattfand. Zu diesem Anlass textete er auch das bis heute geläufige Kinderfestlied. Preßmar war äußerst beliebt und in der Stadt als Kinderfestonkel bekannt. Im darauffolgenden Jahr übernahm ein Festkomitee aus den Reihen des Karnevalsvereins die Organisation und Beschloss wegen der schöneren Blumen, die, man dann zum Schmuck zur Verfügung hatte, das Fest künftig im Juli anstatt im September stattfinden zu lassen. So wurde das Fest 1929 von einer großen Blumenschau bereichert und firmierte zudem erstmals als „Laupheimer Heimattag“. Ab 1934 legte der Nationalsozialismus seinem Schatten über das Laupheimer Fest: Die jüdischen Kinder waren nicht mehr erwünscht, nationalistisches Brimborium hingegen angesagt. Gefestet wurde nur noch bis 1939, dann beendete der zweite Weltkrieg die Feierlaune. Erst 10 Jahre später nachdem die schlimmsten Kriegswirren überstanden waren, wurde 1949 die Heimatfesttradition wieder aufgenommen., Seither schafft es das Fest jedes Jahr aufs Neue, das Städtchen auf besondere Weise zu verwandeln.
Die früher auf der Strecke nach Schwendi verkehrenden Dampfzüge wurden nach dem Fluss Rot umgangssprachlich „Rottalmolle“ genannt.