Der obere Marktplatz im Wandel der Zeit

Archivalie des Monats Mai 2023

Der obere Marktplatz in Laupheim ist trotz der viel befahrenen Hasenstraße einer der wenigen Ecken Laupheims an den noch der historische Geist in der Architektur bewahrt blieb und eine wahre Sehenswürdigkeit der Stadt. Dort stehen 2 der ältesten Gasthäuser Laupheims: Das Gasthaus 3 Mohren und die Weinstube Hasen, Das Hotel Krone und als beherrschendes Bauwerk die Schranne. Die Geschichte des oberen Marktplatzes ist zusammen mit Fotografien des oberen Marktplatzes Thema des Monats Mai 2023.

Auf Bitte des Ortsherrn Laupheims, Burkhard von Ellerbach, erhob Kaiser Sigismund das Dorf Laupheim im Jahr 1434 zum Marktflecken und gestattete auf St. Gallustag (16. Oktober) einem Jahrmarkt und jede Woche einen Wochenmarkt abzuhalten. Der Ort wurde damit zum wirtschaftlichen Mittelpunkt einer weiten Umgebung und es machten sich Bauern, Handwerker und Händler aus teilweise weiter Entfernung auf dem Weg nach Laupheim um hier Handel zu betreiben. Bald darauf entstand in der Nähe des damaligen Kornspeichers des Dorfs der Marktplatz, da hier der Handel am attraktivsten war. Auch die ersten Gasthäuser Wirtschaften und Schänken ließen dann auch nicht lange auf sich warten.

 

Der Marktplatz um 1910. Die älteste Fotografie des Marktplatzes

 

Das Gasthaus 3 Mohren diente bis 1778 als Kornspeicher und besitzt schon seit dem Jahr 1779 das Recht einer Gastwirtschaft. Dem Alter des Hauses entsprechend wurde das Gebäude im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut, da sich unter anderem das Dach in einer Schieflage befand und man im Jahre 1969 einem Durchgang für Fußgänger schaffen wollte und so die charakteristischen Arkaden anbaute. Angeblich traf sich hier einer der ersten Vereine und noch heute ist das Gasthaus dafür bekannt, dass sich dort Stammtische treffen.

 

Gasthaus 3 Mohren

 

Bis zum Jahre 1966 stand neben dem Gasthaus 3 Mohren eines der ältesten Gasthäuser Laupheims-Das Gasthaus zum Lamm.  Es genoss vor allem in der Besatzungszeit nach dem zweiten Weltkrieg bei den französischen Soldaten eine große Popularität. Heute ist in diesem Gebäude die GWO untergebracht.

 

Blick auf das Gasthaus Lamm

 

Da Im 18. Jahrhundert die Bevölkerung im Ort stark anstieg und damit auch das Wirtschaftsleben wuchs, wurde im Auftrag von Joseph Ignatz von Welden das Wirtshaus zum Löwen im Jahr 1778 zur Kornkammer Laupheims also zur, im süddeutschen Raum bezeichneten, „Schranne“ umgebaut; Einem zweigeschossigen Baukörper mit Walmdach und Firsttürmchen welches das markanteste Gebäude am oberen Marktplatz ist.

 

Schranne und Weinstube zum Hasen

 

Das Erdgeschoss der Schranne war für eine lange Zeit ein Kornhaus, wo man das Getreide auch kaufen konnte. Die oberen Räume dienten zunächst als Wohnungen und später wurden daraus ebenfalls Lagerräume. Sehr lange Zeit galt der Schrannenmarkt in Laupheim als ein wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt seines Umlandes und zog wöchentlich mehrere Besucher auch außerhalb Laupheims an. Doch die Verwendung als Korn- und Getreidemarkt verlor im Laufe der Jahre zunehmend an Bedeutung. Das heutige Antlitz erhielt der Bau im Jahr 1928. Die Freitreppe wurde 1947 installiert, wobei man das Geländer beibehalten hat. Der Durchbruch der ursprünglichen Arkade erfolgte 1951. Im Jahr 1967 wurde eine Mansarde unter dem Dach eingebaut. Die letzte Sanierung der Schranne fand dann zwischen den Jahren 1985 und 1986 statt. Heute wird die Schranne als Kunstgalerie genutzt.
Davor steht der Marktbrunnen, gestaltet von Bonifatius Stirnberg. Es ist ein Kunstwerk zum Anfassen. Die drehbaren Figuren sind in den Gelenken beweglich. Vor allem Kinder haben von dem Brunnen, spielerisch“ Besitz ergriffen.

 

Marktbrunnen

 

Rechts neben der Schranne steht das Restaurant „zum Hasen“ welches schon 1648 erbaut wurde und im Jahre 1831 als einzige Weinstube Laupheims geführt wurde. Das Gebäude links neben der Schranne wurde angeblich schon im Jahre 1710 als Wirtschaft genutzt. Die Rede ist von dem Gasthaus zur Krone, welches zeitweise auch „goldene Krone“ hieß und heute als Hotel genutzt wird.

 

Postkarte vom oberen Marktplatz aus dem ersten Weltkrieg. Links ist das Schild des Gasthauses „goldene Krone“  und die Weinstube Hasen zu erkennen

 

Das Gebäude zwischen dem Gasthaus Krone und der Schranne beherbergte bis in die späten 1970er Jahre das Kaufhaus Monopol. Danach nutzen es eine Steuerberater- und Rechtsanwaltskanzlei und der Drogeriemarkt Schlecker. Heute sind dort ein Fachgeschäft für Kleinkinderbedarf und ein Architekt untergebracht.

 

Kaufhaus Monopol

 

Gegenüber der Schranne befand sich von 1808-1839 eine Posthalterei, später wurde es eine kleine Brauerei und im Jahre 1891 ging es in den Besitz der Familie Bollinger über die hier das beliebte Gasthaus Adler eröffnet, diese wurde 1987 geschlossen danach wurde dort noch die Metzgerei von der Familie Bollinger geführt. Das Gebäude wurde im Jahre 2019 zugunsten eines neuen Wohnkomplexes abgerissen.

 

Gasthaus Adler

 

Bis zur Errichtung des Rathauses im Jahre 1977 wurde der Wochenmarkt am oberen Marktplatz abgehalten.

 

Oberer Marktplatz mit Wochenmarkt im Jahre 1974.